Zwischen Produktivität und Erholung
Die Seele träumt vor sich hin, schaut mal hier und da, liest etwas, schaut aus dem Fenster, fühlt sich wohl und möchte einfach nur „sein“.
Ego: „Ähm hallo…? Wie lange soll das noch so weiter gehen?“
Seele: „Was meinst du?“
Ego: „Naja, du machst irgendwie nix und doch scheinst du beschäftigt.“
Seele: „Und weiter?“
Ego: „Man könnte schon fast sagen, du bist faul!“
Seele: „Bin ich gar nicht. Ich möchte einfach nur Sein.“
Ego: „Und wie lange soll das noch so sein? Das geht schon seit Tagen so.“
Seele: „Ja und ich finde es total schön.“
Ego: „Ich dachte du willst mit deiner Selbstständigkeit Geld verdienen?“
Seele: „Natürlich möchte ich das und werde ich auch.“
Ego: „Und deshalb hast du also wieder den halben Tag mit irgendwie etwas, aber trotzdem doch nix, und die Zeit verplempert, oder? Du hast ja nichts Produktives gemacht!“
Seele: „Ich verstehe dein Problem immer noch nicht. Ich sagte doch bereits: Ich möchte einfach SEIN, mich hingeben und so mache ich eben das, was ich so mache.“
Der Druck des Egos
Ego: „Tick Tack, Tick Tack – Die Uhr läuft und Zeit vergeht, in der du Geld verdienen könntest.“
Seele: „Alles ist gut so, wie es ist.“
Ego: „Da bin ich mir nicht sicher. Ein kleiner Loser bist du schon manchmal, kriegst nix auf die Reihe!“
Seele: „Das stimmt nicht und es verletzt mich, wenn du so mit mir redest.“
Ego: „Aber ist doch wahr…“
Seele: „Du weißt genau, dass es auch wieder andere Phasen geben wird und jetzt möchte ich einfach sein. Atmen. Erholen. Du bist schon so oft über deine Grenzen gegangen und hast mich dabei gar nicht mehr gesehen oder überhaupt wahrgenommen.“
Ego: „Das stimmt nicht. Und es ist nun mal so, dass man ranklotzen muss, wenn man was erreichen möchte.“
Seele: „Dich interessiert also nicht, wie es mir geht?“
Ego: „Doch natürlich! Ich möchte, dass wir Geld verdienen, dann geht’s dir gut.“
Seele: „Mir würde es jetzt auch gut gehen, wenn du mich nicht ständig unter Druck setzen würdest. Und damit es mir gut geht, möchte ich einfach nur Sein.“
Die Aussöhnung
Ego: „Gut, dann mach ich dir eben ein schlechtes Gewissen.“
Seele: „Ich bin wirklich traurig.“
Ego: „Wenigstens etwas…“
Seele: „Wir drehen uns im Kreis, du willst nicht, dass es mir gut geht. – Ich werde jetzt nicht mehr auf dich hören!“
Ego: „DAS IST NICHT FAIR!“
Seele: „Du machst mich traurig, schreist mich auch noch an und du faselst was von, das ist nicht fair? Kleines bockiges Kind!“
Ego: „Du faule Nuss!“
Seele: „Ich vergebe dir, dass du so mit mir redest.“
Ego: „Von nichts, kommt nichts!“
Seele: „Du wurdest schon oft verletzt. Du denkst bestimmt deshalb, dass man immer stark sein muss, aber musst du nicht. Ich vergebe dir.“
Ego: „Aber…“
Seele: „Setz dich zu mir und wir sind jetzt einfach mal hier und dann schauen wir was passiert.“
Ego: „Ich kann nicht!“
Seele: „Klar kannst du – probier’s aus.“
Ego: „Das ist so ungewohnt.“
Seele: „Ich weiß, aber warte ab…“
Die Schönheit des Moments
Ego und Seele sitzen eine Weile nebeneinander. Das Ego war anfangs noch sehr hibbelig und konnte kaum ruhig sitzen. Doch mit der Zeit konnte es immer mehr die Schönheit und Ruhe, die in diesem Moment da ist, genießen.
Ego: „Gar nicht so übel.“
Seele: „Genieße einfach.“
Ego: „Ich bekomme, seit wir hier sitzen, total viele Ideen und Erkenntnisse und das ganz ohne etwas dafür zu tun.“
Seele: „Siehst du. Es braucht Raum für das Sein und Hingabe und Vertrauen, dass dann genau solche Ideen und Erkenntnisse zu uns kommen.“
Ego: „Ja, aber…“
Seele: „Schon wieder ‚ja, aber…‘? Du erlebst es doch gerade selbst. Gibst du dir Raum zum Atmen, der Erholung, des Seins, kann Kreatives gedeihen.“
Ego: „Gar nicht so einfach.“
Seele: „Ich weiß, aber diese Momente und Phasen sind nötig, damit wir Energie für Neues, Kreatives und Produktives haben.“
Ego: „Und ich freue mich schon, die Ideen in die Tat umzusetzen.“
Seele: „Jetzt haben wir die Energie und die Power es umzusetzen. Lass uns loslegen…“
Persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse
Kennst du solche Dialoge? Solche „Gespräche“ finden in mir immer dann statt, wenn ich mal nichts Produktives mache oder nichts, das evtl. Geld bringen könnte.
Fakt ist, dem Druck nachzugeben und unbedingt etwas machen oder erreichen zu müssen, bringt oft das Gegenteil. Manchmal mache ich dann tatsächlich gar nichts.
Für mich ist es oft ein Balanceakt, darauf zu vertrauen, dass sich die Phasen, in denen ich „angeknipst“, sehr produktiv und kreativ bin, von selbst einstellen.
Wenn du, wie ich, in deinem Human Design Chart viele individuelle Aktivierungen hast, dann kommen dir solche Phasen bestimmt bekannt vor. Kein Drive, keine Motivation, teilweise ist man sogar melancholisch oder traurig. Wenn aber der Schalter umgelegt ist, sprudelt man nur so vor Ideen, hat Energie und erledigt in kürzester Zeit, viel mehr als in den anderen Phasen.
Die Wichtigkeit der Balance
Es ist für mich immer noch ein Prozess, diese Phasen anzunehmen und die motivationslosen Zeiten so zu verbringen, dass es sich für mich gut anfühlt. Das Bewusstsein über diese Mechanik oder Zyklen hat mir und vor allem dem Ego schon viel weitergeholfen und das Ego wird mit der Zeit immer entspannter.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Phasen der Ruhe und Erholung genauso wichtig sind wie Phasen der Aktivität und des Schaffens. Wir brauchen diese Zeiten, um unsere Batterien aufzuladen und neue Ideen und Erkenntnisse zu gewinnen. Wenn wir erkennen, dass wir uns den Raum geben dürfen, einfach mal nichts zu tun, und nicht immer zu streng mit uns selbst sind, können wir unsere Kreativität und Produktivität sogar steigern.
Kennst du auch solche oder ähnliche Dialoge in deinem Inneren? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Ich freue mich sehr darauf, mich mit dir auszutauschen. 🙂
Wenn du noch mehr über meine persönlichen Erfahrungen lesen möchtest, schau dir gerne diesen Beitrag an, dort berichte ich über „gutgemeinte“ Ratschläge.
2 Antworten
Und wie ich’s kenne!
Bei mir gewinnt meist das Ego & meist ist es sooooo laut, dass die zarte Stimme meiner Seele einfach übertönt wird und gar nicht mehr zu Wort kommt…. ♥️
Das kenne ich gut, vor allem bis vor ein paar Jahren gab es gar keine andere Option als auf das Ego zu hören. Letztendlich hatte es mich krank gemacht. Jetzt gelingt es mir schon häufiger das Ego zu enttarnen, aber nicht immer. <3